Mittwoch, 3. Juni 2020

Die Luft ist raus

...und aus den Wiesen steiget der weisse Nebel wunderbar...
Ich bleibe aber liegen bis er sich verzogen hat und das Zelt getrocknet ist. So ist es dann auch schon nach 9 Uhr bis ich loskomme. Die Sonne strahlt schon mit Kraft. Auf guten Wegen rollt es leicht und ich kann Kilometer machen. Aber, zu früh gefreut! Nach und nach sinkt die Qualität: Wurzelaufbrüche, Schotter, Löcher oder Betonplatten. Auf diesen 30 cm breiten Betonplatten rattert es beim fahren wie bei einem alten Bummelzug: ratatatat. Und jeder Stoß geht ins Gesäß. Ich habe immer eine Wahl - Betonplatten oder loser tiefer Schotter? Diesmal entscheide ich mich für den Schotter.
Das Ehepaar, das ich vorhin so flott überholt habe, zieht jetzt mit einer unfassbaren Entspanntheit an mir vorbei. Wahrscheinlich sind sie mit ihren alten Rädern und breiten Reifen, Modell "Abrahams Schoß", für diese groben Wege einfach besser gerüstet als ich, mit den hart aufgepumpten Schmalspurreifen.
In Burg ist wieder eine Touristenhochburg mit Kahnfahrt, Boots- und Fahrradverleih. Und mit Futterstelle. Aber sowas wie Rührei mit Speck, worauf ich jetzt total Lust habe, gibt's hier nicht. Bleiben mir nur 3 kleine Tomätchen und eine Banane. Auf, weiter nach Cottbus. Es gibt 2 Radwege dorthin, ich lose und nehme den gut asphaltierten Weg neben der Hauptstraße, allerdings durch einen kleinen Waldstreifen getrennt. Es zieht sich hin bis Cottbus.
.
Das Mittagessen (Spaghetti statt Rührei) in Cottbus hat nicht wirklich viel gebracht. Ich bin müde, die Beine sind schlapp und ich rutsche nur noch auf dem Sattel hin und her, find aber keine erträgliche Position. Selbst dass die Radwege jetzt überwiegend sehr gut zu fahren sind, hilft dagegen nicht. Die Luft ist einfach raus! (nicht aus den Reifen, sondern aus mir) Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Entfernung überhaupt nicht schrumpft. Forst kommt und kommt nicht näher, mein Tempo wird langsamer und langsamer.
Der Kiefernwald ist total umgebrochen, vermutlich gibt es hier sehr viele Wildschweine. Und ein Tandempäärchen. Sie scheinen den gleichen Weg zu haben. Während ich mich auf dem Waldweg dahinquäle, zischen sie schnell vorbei - sie haben ja auch doppelt soviel MS (Menschenstärken) an Bord. Am nächsten Übergang einer Schnellstraße stehen sie etwas erschöpft herum. "Alles in Ordnung?" Eigentlich schon, aber aus Vorsichtsgründen steht am Radwegende so eine Labyrinthschranke...und da passt das Tandem nicht durch - sie mussten es drüber heben. Das hat sicher Kraft gekostet! Das nächste Mal fahre ich vorbei, als sie die Karte studieren. Nicht lange, dann haben sie die Nase wieder vorn, bis zur nächsten Abzweigung, die sie verpassen. Aufgrund ihrer Gestik bemerke ich es rechtzeitig und bekomme grade noch die Kurve. Zum letzten Mal treffen wir uns dann an einer wassergefüllten Bergbaugrube. Die ist wirklich beeindruckend! Das Gelände darf man aber wegen Lebensgefahr nicht betreten.

Kurz nach 16 Uhr bin ich dann doch endlich in Forst in der richtigen Straße. Während ich nach der Hausnummer suche ruft's hinter der Hecke schon "hierher!" Rolf hat auf der Lauer gesessen. Ein Glas kalter Sprudel, ein Dusch und die Waschmaschine läuft, jetzt bin ich wieder ein Mensch...
Es wird ein langer Abend mit Wildschweinwurst und tiefsinnigen Gesprächen.

Morgen 1 Tag Pause?







Die Strecke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen