Ausschlafen! Gemütlich zusammenpacken. Die Klamotten sind frisch gewaschen und trocken. Und meinem Kuckuck zuhören. Der hat anscheinend eine Kuckucksfreundin gefunden, harmoniert aber noch nicht so Recht mit ihr. Sie rufen in unterschiedlicher Frequenz, was echt lustig ist!
Bis Röbel, wo mittags das Schiff gehen soll, ist es nicht so weit, ca 15 km. Kurz nach 9 starte ich. Keine besonderen Vorkommnisse...
Der Hafen ist leicht zu finden. 2 Schiffe liegen vor Anker und es gibt auch einen Fahrplan für die "weiße Linie". Die andere Fährlinie kennt hier keiner...
10:55 pünktlich ist Abfahrt. Das Rad passt grade Mal so über den Steg, Millimeterarbeit. Auch hier ist Registrierung erforderlich - diesmal bin ich ehrlich. Ich finde einen schönen Platz am Sonnendeck. Jede 2.Sitzreihe ist gesperrt - Coronamaßnahmen. Was dazu führt, dass sich nun wildfremde Menschen gemeinsam auf eine Bank zwängen. Sehr sinnvoll. Gute 3 Stunden dauert die Fahrt die im wahrsten Sinne des Wortes eine Kreuzfahrt ist. Die Anlegestellen werden nämlich nicht der Reihe nach angefahren, sondern es wird eine übersprungen und dann zurückgefahren. "Bolter Kanal" heißt die Anlegestellen, der Käpt'n muss aber gut zielen, dass er die schmale Einfahrt trifft. Das Wasser ist sehr flach. Wir kommen auch nach Rechlin, wo ich ursprünglich hinwollte. Aber dann hätte ich die nette Pension verpasst. Es ist schon alles gut so, wie es ist.
Dann geht's quer über den See, am geografischen Mittelpunkt vorbei, der durch eine rot-weiße Boje markiert ist. Was sich hier so alles tummelt! Riesige Gänsescharen, Schwäne, Enten und andere Wasservögel. Ein Kranich (?) und ein Storch streichen übers Boot hinweg. Boote jeglicher Art: vom Kajak über Anglerboote, Segelschiffe und Motorboote bis hin zu kleinen Jachten. Ich bekomme sicher einen fetten Sonnenbrand, wenn mich auch manchmal eine frische Brise frösteln läßt.
Als ich mal kurz zur Toilette gehe, belegt sofort eine unsympathische Familie meinen Platz und rührt sich auch nicht, als ich zurückkomme. Kurz geärgert. Dann finde ich ein anderes gutes Plätzchen, das fast sogar Liegestuhlkomfort anbietet. Kleiner Trost: beim Ausstieg wird mein Rad bevorzugt behandelt...die nervige Familie darf warten.
14:10 Ankunft in Waren, meinem ersten Etappenziel! Yeah! Bislang ca. 670 km gefahren.
Waren hat eine Uferpromenade voller Restaurants, Cafés und Fischbuden. Vom See aus könnte man eine Backsteinkirche erkennen, alles andere sind Bettenburgen und Wohnsilos. Nicht schön, hier hält mich nichts. Zu viele Menschen für heute. Und jetzt? Also fahre ich einfach Mal weiter in meine geplante Richtung, ohne Ziel.
Heerscharen von Radlern sind unterwegs. Wie wenn sie von Bussen ausgespuckt worden wären. Teilweise riesige Gruppen. Hoffentlich läßt das auch Mal nach? Immerhin ist die Landschaft toll. Am Rande des Nationalparks geht es durch den Wald, durch Heide und Moorlandschaft. Der anfangs breit asphaltierte Weg windet sich bald als schmaler, feiner und mit Kiefernzapfen bestückter Kiesweg zwischen den Bäumen hindurch. Hin und wieder gibt es jetzt auch Steigungen. Bergauf kosten Kies und Sand Kraft, bergab kann der Sand gefährlich werden.
Ein Aussichtsturm über dem Weg lockt zum Aufstieg. Am Fuß werd ich aber noch von 2 rüstigen Damen (End-60er) in ein nettes Gespräch verwickelt.
Es ist schon faszinierend, wie schnell man mit dem Rad Stadt und Verkehr entkommen kann. Elegant führen die Radwege durch den Park und sind schon vor der Stadt, bevor auch nur ein einziger Laden kommt.
16:10 eine Stichstraße zur Müritz endet an einer überdachten Aussichts- bzw. Vogelbeobachtungs-Plattform mit Bänkchen. Im Moment ist noch viel Betrieb, aber ich hätte Lust, heute Nacht hier zu bleiben. Wird vielleicht unruhig, aber so richtig brauchbare Zeltplätze gibt es eben auch nicht. Auf jeden Fall sieht es romantisch aus. Ab 18 Uhr wird es ruhiger, da sitzen wahrscheinlich alle beim Abendessen. Ein schmaler Trampelpfad führt durch Schilf und Morast an ein kleines Sandsträndchen. Füße ins Wasser!
Teil 1
Teil 2
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