Der Radweg nach Creußen ist okay. Die Luft ist angenehm aber die Sonne sticht schon ordentlich. Die Steigungen sind einigermaßen zu bewältigen, sie sind nicht allzu steil. In Creußen angekommen überlege ich mir, wie ich die nächsten hohen Berge umgehen kann. Ein Zug! Das will ich ausprobieren. Bis ich den Bahnhof finde, fahre ich erst einmal falsch. Dann versuche ich, per Handy eine Fahrkarte zu buchen. Gar nicht so einfach. Der erste Zug würde sofort fahren aber den verpasse ich, bis ich alles organisiert habe. Auf den nächsten muss ich ca eine halbe Stunde warten. Der Einstieg ist schon Horror, denn es gibt steile Stufen und weit und breit niemand zu sehen, der mir helfen könnte. Ich versuche es an verschiedenen Türen, aber immer dasselbe Problem. Dann winke ich heftig und zwei junge Männer helfen mir. Allerdings war dies das falsche Abteil, ich muss durch die Sitzreihen hindurch bis zum Fahrradplatz mein Fahrrad quetschen. In Bayreuth muss ich umsteigen. Das Gleis 1 Nord ist schlecht ausgeschildert, aber ich finde es dennoch. Das nächste Zugstück ist leichter zu bewältigen, den der Einstieg ist für Fahrräder ebenerdig. Ihr kommt ein Kontrolleur, dem ich stolz meine elektronische Fahrkarte zeige. Dummerweise habe ich für das Fahrrad nicht extra bezahlt. Das Ticket kann ich bei ihm lösen, aber auf das Bargeld kann er leider nicht herausgeben. Die Kreditkarte wäre eine gute Lösung, aber sein Lesegerät akzeptiert die Karte erst beim fünften Versuch. Alles nicht ganz einfach. Dennoch, für die Beine zumindest, erholsam.
Ich muss noch einmal umsteigen nach Münchberg. Auch hier sind Stufen aber zum Glück hilft mir ein junger Mann . Genauso wird mir beim Aussteigen geholfen , doch dann stehe ich ganz blöd da auf dem Bahnhof . Ich muss unterm Gleis durch, aber es gibt keinen Lift! Treppab geht noch, treppauf müsste ich Bodybuilder sein. Das Rad ist sauschwer, ich weiß gar nicht, wovon? Ausser Atem komm ich oben an. Hätte ich gewusst, dass es hier gleich mit einem steilen Berg losgeht, dann wäre ich vielleicht noch weiter gefahren...
Eine Stunde radeln, zwei Stunden Zugfahrt, eine Stunde radeln und ich habe mein Tagesziel Helmbrechts erreicht. Juhu! Gut ich habe geschummelt. Aber, nachdem ich gestern einen Freund angefleht hatte mich mit dem Auto über die Berge zu fahren (rhetorische Frage), habe ich mich heute selbst gerettet. Gestern hatte ich echt das Gefühl, durch Deutschland zu wandern - ein E-Bike hab ich herbeigesehnt!
Hinter Helmbrechts kann ich mich erstmal erholen, lange flache Strecken, teilweise bergab, wunderbar! Entlang der plätschernden Selbitz führt der schöne Radweg. So macht die Tour Spaß! Um 15 Uhr ist Mittagspause auf einer Bank am Bach...mit Wäsche waschen.
Richtung Saale führt ein geschotterter Radweg durch das Höllental - das ist wildromantisch, aber übervölkert von Vatertagsausflüglern. In flottem Tempo muss ich zwischen einem Rollstuhlopa und einer rundlichen Mutter, die ihre Tochter zurückhält, durchzielen. Da faucht mir die Mutter hinterher "sind sie bescheuert?!" Oh, ich hab eine Blindschleiche überfahren! Vielleicht hätte ich stattdessen besser die Mutter gestreift?
Die Radwege sind oft sehr schlecht ausgezeichnet, aber einen finde ich. Geschotterter Trampelpfad, nur für ein Fahrrad geeignet. Und dann geht's ganz steil hinunter auf eine Mauer zu. Sackgasse? Ein Junge kommt vorbei und winkt mich weiter - an der Mauer geht es rechtwinklig durch einen schmalen niedrigen Tunnel...ich muß sogar den Kopf einziehen. Toll!
Nach Bad Lobenstein muss ich noch ein paar Berge erklimmen. Meine Routenplanung prognostiziert für morgen nochmal heftige Aufstiege, aber darauf hab ich keine Lust. Noch'n Zug? Bis hinter die Berge. 2 weitere gemütliche Stunden Zugfahrt. Ticket ok, mein Fahrrad-Zusatzticket, das heute den ganzen Tag gilt, braucht man nur in Bayern - typisch!
Mein Schlafplatz am Radweg kurz hinter Pößneck hat eine überdachte Sitzgarnitur mit Welle. Das Schild "kein Trinkwasser" ignoriere ich genau wie die Coronamasken im Zug...
Teil 1
Teil 2
Teil 3
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